Fehlattribution von Erregung: Der spektakuläre Weg zum Verlieben


Einer psychologischen Theorie zu Folge verliebt sich eine Person leichter in Dich, wenn Sie in dem Moment, in dem sie Dich trifft, körperlich aktiviert ist, z.B. durch Sport oder Stress. Sie denkt dann, dass diese Erregung durch Dich verursacht wurde und hält Dich für attraktiver. Dieses Phänomen kann man sich in Discos, Horrorfilmen, beim Fahren einer Achterbahn oder beim Sport zu Nutze machen, um erfolgreicher zu flirten.

Im Jahre 1962 stellte der Sozialpsychologe Stanley Schachter eine bis heute – gerade im Flirt-Kontext – bedeutende Theorie auf, die so genannte zwei Komponententheorie der Emotion: Um Attraktion zu verspüren, bedarf es demnach zweier Komponenten:


  1. körperliche Aktivierung bzw. Erregung
  2. einer entsprechenden Interpretierung dieser Erregung.


Fehlattribution von Erregung
Fehlattribution von Erregung (Istockphoto: © PeopleImages)

Im Klartext bedeutet das: Befinde ich mich in einem körperlich erregten Zustand und sitze einer attraktiven Frau gegenüber, werde ich meine eigentlich gefühlsmäßig neutrale Erregung auf die Attraktivität dieser Frau zurückführen und mich eher in sie verlieben. In der Psychologie spricht man in diesem Falle von „Fehlattribution von Erregung“.

Dass diese Theorie der Realität entspricht, wurde in zahlreichen Experimenten nachgewiesen. Das berühmteste Beispiel dazu ist folgendes:

Im Jahre 1974 führten die Psychologen Dutton & Aron ein Experiment durch, bei dem männliche Personen entweder über eine sichere oder über eine 137 m lange wackelige, zwischen Felsen und Klippen verlaufende Hängebrücke gehen mussten. Am Ende der Brücke stand in beiden Versionen dieselbe attraktive Frau, die die Männer um ein Interview bat und ihnen für den Fall von Rückfragen ihre Telefonnummer gab…

Was wird danach wohl passiert sein? Worin werden sich die Männer unter der sicheren und der unsicheren Bedingung in ihrem Verhalten unterschieden haben? Die Antwort: sie verhielten sich absolut theroriekonform: die Männer, die über die unsichere Brücke gegangen waren, waren stärker körperlich erregt. Deshalb fanden sie die Interviewerin attraktiver als die anderen Männer, was sich darin zeigte, dass eine größere Zahl dieser Männer die Interviewpartnerin nach dem Interview anrief, um sich mit ihr zu verabreden. Außerdem äußerten sie im Verlauf des Interviews mehr sexuelle Anspielungen. Sie hatten also ihre körperliche Erregung auf die Interviewerin fehlattribuiert.

Weiterführende Studien konnten zudem feststellen, dass der Cortisolspiegel (Cortisol ist ein Hormon, das unter Stress ausgeschüttet wird, ähnlich dem Adrenalin) erst nach 70 Minuten wieder auf Normalniveau zurückgegangen war. Die Fehlattribution funktioniert zudem besser, wenn zwischen der Phase der körperlichen Erregung, also in unserem Beispiel dem Überqueren der Brücke (oder in anderen Experimenten laufen oder Rad fahren) und dem Zusammentreffen mit der attraktiven Person ca. 10-15 Minuten vergangen sind. Das Gehirn hat nach dieser Zeit „vergessen“, dass die Aktivierung durch den Sport oder den Stress hervorgerufen wurde und attribuiert die Erregung auf die attraktive Zielperson.

Doch was nutzen uns diese sehr theoretischen Überlegungen und Befunde in der Praxis?
Ganz einfach: wenn ich eine Person kennen lerne, die sich gerade unter Stress oder Aktivierung befindet, ist meine Chance größer, dass sie mich attraktiv findet – vorausgesetzt, ich würde ihr auch unter normalen Bedingungen zusagen, denn unsympathische Personen werden durch die Erregung als noch unsympathischer wahrgenommen.

Situationen, unter denen dieses Phänomen auftreten und genutzt werden kann, gibt es reichlich:
Ob Autopanne, eine Fahrt in der Achterbahn, jegliche Art von Sport (laufen, Radfahren, Fitness), tanzen, oder auch ein Horrorfilm, alle Beispiele führen zu einer erhöhten Aktivierung und können uns als Flirtmöglichkeit dienen. Bevor jetzt jedoch alle Männer aufspringen, um das Candle-Light-Dinner abzusagen und ihre Liebste in einen Horrorfilm oder einen Porno (auch die führen zu Aktivierung) schleppen, muss natürlich hinzugefügt werden, dass diese Betrachtungsweise sehr einseitig ist! Um erfolgreich zu flirten, gibt es unzählige Möglichkeiten und Bedingungen, von denen hier nur eine – wenn auch eine sehr interessante - Facette beschrieben wird.

Wer jedoch auch all die anderen Facetten und Möglichkeiten des Flirtens kennenlernen möchte, sollte sich bei einem Single-Seminar anmelden oder sich weiter auf unserer Webseite umschauen.


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